Denen
sich Gott zeigen will, denen ER etwas mitteilen will, zeigt ER sich
oft in der unterschiedlichsten Weise.
Denen Christen beispielsweise, die da den Nackten Affen und mithin
sich selbst für den Mittelpunkt des Universums halten, gab er
seinen Sohn in Menschengestalt. Etwas anderes hätten diese Frauen
und Männer auch nicht verstanden. Waren sie doch keine Buddhisten,
die in ihre Achtung und ihren Respekt auch das unscheinbarste Wesen
mit einschließen.
Zu mit sandte dieser Gott seine Tochter, die mir im grauen Fellchen
einer Rattendame begegnete. Vielleicht, weil ich etwas anderes nicht
verstanden hätte. Das geduldige Leiden der unschuldigen Kreatur
bis zu ihrem Verlöschen – Sinn und Inhalt des christlichen
Karfreitags – da mir der Nackte Affe in seinem Wesen fremd bleibt,
so blieb mir auch das österliche Mysterium kalt, fremd und abstrakt.
Die kleine Prinzessin aber schuf den Zugang des Herzens zu eben dieser
erfüllenden Erkenntnis.
Ob sie mich mit ihrem unendlichen Leidensweg von meinen Sünden
erlöste, vermag ich kaum zu sagen. Was aber unbestritten ist:
Sie nahm die Last künftiger Sünden von meiner Seele. Denn
die Begegnung mit ihr verhalf mir zu einer neuen Sicht der Dinge,
zu Seelenfrieden und einer gütigeren Beurteilung der mir zuvor
hassenswert erscheinenden Welt. Vor drei Jahren verlosch das Lebenslicht
dieser kleinen Fee.
Das Licht ihrer Seele aber strahlt weiter, in jeden Tag, den meine
Augen noch sehen werden. Selbst die dunkle Ecke des Todes verliert,
ausgeleuchtet von diesem Licht, ihren Schrecken.
Es ist mir eine große Ehre, dem Pfad zu folgen, den ihre Taperfüßchen
ebneten.
Über den Abgrund dreier Jahre hinweg, kleine Zaubermaus, fühle
ich Dein samtweiches Fellchen, Deine zierlichen Füßchen,
rieche den unendlichen Duft Deines Pelzchens und versinke in Deinen
kleinen, dunklen Augensternchen.
Das geht nicht vorüber und hilft den Schmerz ragen, den Dein
Verlust mir bedeutet.